Archiv Smaragdzirkel
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.


Archiv Smaragdzirkel
 
StartseiteStartseite  Neueste BilderNeueste Bilder  SuchenSuchen  AnmeldenAnmelden  LoginLogin  

 

 Kleine Geschichten aus dem Zirkel

Nach unten 
Gehe zu Seite : Zurück  1 ... 6, 7, 8 ... 12 ... 17  Weiter
AutorNachricht
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:55

Luthien, 17.12.2011

Sie streckte sich in der breiten und recht bequemen Astgabel, die ihr als Beobachtungsposten diente und blickte durch das Blätterdach auf die Silhuette Nachthafens, die sich hinter den Hügeln am See ausmachen liess. Bald müssten Shoeyna und Altra auftauchen, um sie und Bruder Eisklaue abzulösen.
Beim Gedanken an den Druiden huschte ihr Blick automatisch über die Baumgrenze. Irgendwo dort in den Schatten war er und so hielten sie von zwei Seiten den Eingang zu den Archiv-Katakomben im Auge, doch bisher war alles ruhig geblieben.

Plötzlich spürte sie etwas, eine vertraute Präsenz. Einen Wimpernschlag später erklang ein leises, schnaubendes Geräusch unterhalb ihres Ansitzes. Sich an einem weiteren Ast abstützend spähte sie hinunter und ein Lächeln huschte um ihre Lippen, als sie im Di.ckicht schemenhaft die massige Gestalt eines Wintersäblers ausmachte.
Naharr. Lange war es her, dass sie den Nenya-Sohn gesehen hatte, der frei in den schneebedeckten Wäldern Winterquells lebte, und sie war nicht sicher gewesen, ob er ihrem Ruf folgen würde. Um so mehr freute sie sein Eintreffen und es beruhigte sie. Noch immer fühlte sie sich wohler, wenn eine der großen Katzen an ihrer Seite war.

Erneut blickte sie in Richtung Nachthafen. Nun musste nur noch die Ablösung kommen. Eine Tasse Tee, etwas warmes zu Essen und ein paar Stunden Schlaf wären etwas Wundervolles.

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:55

Luthien, 19.12.2011

Gedanken

Die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt, trieb die Kaldorei auf dem Rücken in den weichen, kühlen Wassern des Elune'ara, dessen Oberfläche beinahe gänzlich still lag, wie ein matt glänzender Spiegel. Die nachtblaue Haarmähne wogte um sie her, wie ein Algenkranz, während ihr Blick unbestimmt über den morgendämmrigen Himmel tastete.

"Er ist ein äusserst begabter Zeichner und Kalligraph... neben der Tatsache, dass er ein geachteter Historiker ist..." - "Hirschlauf ist ein Bücherwurm durch und durch." - "Er ist kaum größer als Ihr, knapp 2 Meter würde ich schätzen." - "... einmal, da stand er vor dem Spiegel und hat gesprochen, als unterhielte er sich mit, Olian, dem Schreiber von Aszhara über den Duft in den Straßen..." - "...aufgeregt.. unglaublich aufgeregt...wie immer, wenn er eine "Entdeckung" gemacht hat." - "Aber ihr wisst nicht, weswegen genau?" - "Er hat fast geweint, als er mal eine Seite aus Aszharas Kücheninventurliste gefunden hat... also.. es kann alles sein..." - "... so etwas ähnliches, historisches, daran schreibt er gerade."

Die Zeichnung des sehr gepflegt wirkende Kaldorei, mit den markant-attraktiven Gesichtszügen, hellem Haar und recht heller Haut flackerte vor ihrem inneren Auge auf.
"Darf ich vorstellen, Maeran Hirschlauf." - "... ich habe ihn vor vier Tagen das letzte Mal gesehen..." - "Er wollte in die tiefen Keller..." - "Der Schlüssel ist nicht hier." - "Tränen im Sand." - "Ich habe etwas gehört... ein Flüstern aus den Gängen" - "Was für ein Chaos" - "Die druidischen Schutzzauber sind alle aktiv und ungestört." - "Verdammt noch mal, Firnglanz... ich kann die Arbeiten hier nicht unüberwacht lassen, ohne meine Befehle zu verletzen!" - "Warum kann er nicht auf die Shan'di warten?" - "Niemand wehrt sich so vehement gegen Zuschauer, wenn er nichts zu verstecken hat." - "Firnglanz hat diesen Posten erst seit einigen Monden inne, er hat sich wahrscheinlich fast in die Hosen gemacht" - "Diese Hallen waren schon alt, als die Kaldorei das Druidentum noch nicht kannten." - "Er hat vor irgendetwas Angst." - "... ein Flüstern aus den Gängen" - "...da ist nichts." - "...jeder hier hat Angst vor Blutmond. ICH habe Angst vor Blutmond." - "Ihr habt keine Ahnung, was dort unten lagert...wie es gelagert ist...wo man nicht hingreifen sollte." - "Es hat sich ständig wiederholt, wie ein Mantra." - " Allein die Kenntnis um die gewobenen Schutzzauber..." - "... sind alle aktiv und ungestört." - "...ein Flüstern aus den Gängen..." - "... bevor ein Archivar auf diese Gänge losgelassen wird, vergehen Jahre." - "Shoe! Wenn es Hinweise darauf gibt, wohin Maeran vielleicht verschwunden ist, dann da unten in dieser verdammten Kammer!" - "... Bruder Firnglanz wird euch sicherlich über den Ausgang seiner Untersuchung unterrichten." - "...wie ein Mantra." - "...die Schutzzauber" - " es muss ja nicht in diesem Gebäude gewesen sein. Man kann Leute auch woanders hin beschwören.." - "...ein Flüstern aus den Gängen..." - "...alle noch aktiv und ungestört..." - "Ich würde Euch nur bitten, es zu ermöglichen, dass sowohl er als auch wir unsere Arbeit tun können, Shan'do." - "... da ist nichts..." - "...allein die Kenntnis um die gewobenen Schutzzauber..." - "...es muss nicht in diesem Gebäude gewesen sein..." - "Dies ist kein Wunschkonzert, Aufseherin" - "Anu'dora, Shan'do, das ist es nie. Doch sitzen wir alle in einem Boot und es wäre schön, wenn wir beginnen könnten, in die selbe Richtung zu rudern."

Das Wasser spritzte geräuschvoll, als sie plötzlich mit der flachen Rechten auf die Oberfläche schlug. Ein Vogel flatterte unter ärgerlichem Gezeter aus den ufernahen Bäumen auf. Mit kräftigen Zügen strebte sie dem Ufer zu. "Die Schutzzauber..." - "Ich muss nochmal mit Blutmond sprechen."
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:56

Altra, 20.12.2011

Aufgeregt setzte Altra im Schnee vor Eisenschmiede zur Landung an und verwandelte sich von der Sturmkrähe zur Nachtelfe zurück. Vor ihr eröffnete sich die Aussicht auf das bunte Treiben des Schneegestöbermarktes. "Was für ein Glück, dass ich die Botschaft gerade jetzt überbringen sollte." Die Ohren zuckten, als sie versuchte, alles in sich aufzunehmen: Die Essensgerüche, die Rufe der Händler, die bunte Winterkleidung.

Da ein langer Flug Hunger macht, zog es sie als erstes zum nächsten Essensstand, von dem der Duft gebratenen Fleisches, von Zimt und heißem Alkohol herüberzog. Die Standbesitzerin war sogar eine Bekannte: Brikha, eine Bronzebart, der sie in Darnassus vor ein paar Wochen begegnet war. Glücklich bestellte sie sich Braten und Rotkohl mit Zimtsosse und heißen Punsch dazu und begann zu essen.

"Das solltet Ihr nicht trinken, Schwester " erschallte eine harte Stimme hinter ihr.

Altra zuckte zusammen und erstarrte vor Schreck. Ein vorsichtiger Blick ergab: ja, ihre Ohren hatten sie nicht getäuscht: Vor ihr stand die hohe Gestalt von Wächterin Elistrea Sturmsang, die auch ohne ihre übliche Rüstung einen beeindruckenden Anblick abgab.

"Ihr seid es, Mädchen. Was macht ihr hier in Eisenschmiede?" Altra schluckte und erklärte, dass sie eine Botschaft zu überbringen hatte und die Gelegenheit für einen Ausflug genutzt hätte.

Glücklicherweise erregten zwei Nachtelfen genug Aufmerksamkeit, dass die Wächterin durch vorbeiwandernde Zwerge und Gnome abgelenkt wurde. Da diese aber, zu Altras Überraschung, die Gemeinsprache nur schlecht sprach, musste die junge Elfe zu ihrem Leidwesen übersetzen, während Essen und Punsch immer weiter abkühlten.

Die Wächterin schien durch das Winterhauchfest auch gnädig gestimmt. Irgendwann wurde Altra aufgefordert, doch zu essen, bevor alles kalt sei. Einer Aufforderung, der sie gerne und eilig nachkam, auch wenn sie das Essen nicht mehr wirklich schmeckte. Trotzig wurde das Essen mit dem Punsch heruntergespült.

Die beiden Nachtelfen wurden darauf hingewiesen, dass sie von Altvater Winter noch ein Geschenk bekommen würden, wenn sie sich auf seinen Schoss sässen. Elistrea nahm dies mit Unglauben auf und verlangte von Altra eine Erklärung dieses seltsamen Brauches. Da diese die Schosssitzerei auch nicht kannte, wandt sie sich mit einer Erklärung des Winterbrauchfestes heraus und die zwei ungleichen Gefährtinnen wanderten zum Altvater hinüber.

Ein spontan gestottertes Gedicht später hatte Altra, die als Kundschafterin vorgehen sollte, einen Beutel mit Süssigkeiten und ein Los in der Hand:
"Von Darnassus komm ich her,
ich muss euch sagen, es wintert sehr..."

Immerhin musste die Wächterin eingestehen, dass sie Altra nicht als Dichterin eingeschätzt hätte und sie sah mit der überreichten Zuckerstange in der Hand auch nicht mehr halb so furchteinflössend aus. Und es schien auch noch zu schmecken, da die Wächterin zugab, dass sie nicht damit gerechnet hätte, dass Zwerge die einzige Schwäche der Nachtelfen, Süssigkeiten, so gut ausnutzen könnten. Allerdings würde diese Situation ein Geheimnis der beiden bleiben! Altra schluckte und nickte brav.

Der nächste Stand zeichnete sich durch eine magische Laterne aus, die über der Händlerin schwebte. Nach dem Einkauf einer grünen Weihnachtsmütze und verschiedener Süssigkeiten durch Altra wurde die Händlerin auf die Gefahr durch arkane Verderbnis ausmerksam gemacht. Die Warnung wurde beiseite gewischt. Was ginge die Händlerin etwas an, was nach ihrem Tod für andere eine Gefahr darstellen könne. SIE würde das kaum noch stören.

Beide Nachtelfen waren von diesem menschlichen Egoismus mehr als irritiert, dennoch kaufte auch die Wächterin noch eine rote Mütze "für einen Bekannten auf Darnassus". Auf den schüchternen Hinweis, dass diesem vielleicht grün besser stehen würde, kam nur die Antwort "eben deshalb". Altra konnte ein schallendes Gelächter bei dem Gedanken an "Tyrr in roter Weihnachtsmütze" nur durch Gedanken an "tobendem Sprecher" unterdrücken.

Während der weiteren Wanderung über den Markt ergaben sich weitere Gespräche mit den Besuchern, bei denen die Wächterin überrascht feststellte, dass die Jungdruidin zwergisch sprach, sich wohl auch mit zwergischem Verhalten auskannte und anscheinend doch ein klein wenig unterschätzt wurde. Altra nahm eine Bemerkung in die Richtung, sowie die Überlegung, sie auf zukünftigen Reisen in den östlichen Königreichen mitzunehmen, mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. Die Wächterin mochte zwar etwas aufgetaut sein, aber war immer noch etwas unheimlich. Wenigstens waren sich beide einig, dass Shan'do Malagar ein großartiger Mann und Druide sei.

Ein Kleiderstand wurde ausgelassen, da die Händler kaum Kleider in passender Grösse im Angebot haben würden und die zwei nicht genug Zeit für eine Maßanfertigung hatten.

Lärm von einem Hügel her lockte sie dann an. Eine Gruppe Gnome boten seltsame Maschinen für ein Spiel an. Eine Teilnahme wurde abgelehnt. Nachtelfen und Maschinen? Nein danke! Außerdem hatten Wächterin und Jungdruidin langsam genug Zeit verschwendet, die eine musste sich um ihre Aufgaben kümmern, die andere sich noch auf dem Weg nach Sturmwind und einem Schiff nach Darnassus machen. Nach einem kurzen Zögern drückte Altra der Wächterin noch ihre neu erworbenen Süssigkeiten in die Hand und flog davon.
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:56

Gaomee, 21.12.2011

Sie blätterte nachdenklich in dem Buch, das auf ihren Knien lag. Die abgegriffenen Pergamentseiten knisterten leise, als ihre Finger darüber strichen.
Was suchst du eigentlich genau, fragte sie sich zum bestimmt fünften Mal und entließ in einem langgezogenen Seufzer die Luft aus ihrem Mund.
Was erhoffte sie sich zu finden? Etwa einen Hinweis darauf, warum der talentierte Schreiber verschwunden war? Es ärgerte sie, dass sie nicht sofort darauf
gekommen war, was ihr der Name Maeran Hirschlauf sagte. Nein, es war ihr in den Sinn gekommen, als die Versammlung bereits beendet war und die Druiden sich in
alle vier Winde zerstreut hatten.

Sie schlug das Buch zu und starrte auf den Titel. "Tränen im Sand", und darunter der alles beherrschende Name "Maeran Hirschlauf" in geschwungenen Buchstaben.
"Warum bist du fort?", murmelte sie leise, als könnten die Buchstaben ihr eine Antwort verraten, doch diese blieben stumm und beharrlich an ihrem Ort haften.
Resignierend legte sie das Buch zur Seite.

Warum verschwand jemand aus dem Archiv und mit ihm drei Schriften, von denen niemand wusste, um welchen Inhalt es sich handelte.
Und warum trug man ihnen diese Suche auf, einer Einheit aus Druiden, die man dann aus dem Archiv verwies, obwohl die Aufräumarbeiten doch sicherlich
etwas erbracht haben mussten. Das war ihr unbegreiflich. Sie verstand plötzlich, warum die Aufseherin so wütend gewesen war.

Legte man ihnen mit Absicht Steine in den Weg? Doch welchen Sinn sollte solch eine Tat haben? Es musste doch allen gelegen sein, Hirschlauf so schnell es ging wiederzufinden.
Vor allem, da unbekannte Schriften aus dem Archiv fehlten. Irgendwo hatten sie etwas übersehen. Oder sahen sie einfach die Gründe nicht, warum alles diesen Lauf nahm?
Befand sich der Kaldorei womöglich noch immer im Labyrinth des Archivs. Aber weshalb fand ihn dann niemand von denen, die sich dort unten auskannten und dort Zutritt hatten.
Vielleicht wollen sie ihn nicht finden.

Sie schüttelte den Kopf und strich sich mit den kühlen Fingerspitzen über die Nasenwurzel, über der sich ein dumpfes Pochen eingenistet hatte. Vielleicht sollte sie sich mit etwas anderem beschäftigen....
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:57

Gaomee, 22.12.2011

Nachdenklich starrte sie dem davoneilenden Kaldorei nach. Innerlich jubilierte sie, denn ihr Plan war aufgegangen.
Sie hatte tatsächlich mit Firnglanz sprechen können, auch, wenn sie nicht gedacht hätte, dass es diese Wendung nehmen würde.
Sie fühlte sich schlecht. Es war offensichtlich gewesen, dass der Kaldorei mit den ganzen Geschehnissen überfordert gewesen war und
sie hatte ihn belogen. Du brauchtest diese Gewissheit., versuchte sie sich innerlich zu beruhigen, doch das schlechte Gewissen blieb bestehen.
Es nagte an ihr, wie ein Biber an einem Baumstamm.
Bist du immer noch so weich?

Sie nickte den beiden cenarischen Wächtern zu, ehe sie sich abwandte. Sie wollte nicht, dass die widersprüchlichen Gefühle sich auf ihrem Gesicht
abzeichneten und ihre Gedanken verrieten. Du hast es doch geschafft, oder nicht? Warum das schlechte Gewissen?
Vielleicht, weil der Kaldorei vor ihr wirklich bemitleidenswert gewirkt hatte? Niemand würde mit ihm tauschen wollen. Er stand unter ungeheurem Druck.
Blutmond schien ihm übel mitzuspielen und der Druidenrat erwartete ebenfalls Antworten. Antworten auf Fragen, die er nicht hatte, weil er sich selbst nicht
erklären konnte, weshalb Hirschlauf die Dokumente gestohlen hatte.

Ohne zurückzublicken und in dem Versuch, das Gesicht Firnglanz aus ihren Gedanken zu vertreiben, hastete die junge Druidin zurück. Auch, wenn sie nicht viel Neues herausgefunden hatte, so wusste sie dennoch eines: Die Inhalte der Dokumente kannte nur Hirschlauf und deshalb mussten sie ihn so schnell wie möglich finden.
Warum hatte er sie gestohlen. Was stand in diesen Texten, das ihn dazu bewogen hatte, das Archiv zu bestehlen, noch dazu eines, in welchem er seit fünfzehn Jahren normal ein und ausgegangen war. Irgendetwas stimmte hier nicht, nur was? Sie durften keine Zeit verlieren...
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:58

Luthien, 02.01.2012

Die Spannung in der Luft war fast greifbar... selbst hier, in der Stille und dem Frieden der Mondlichtung und dem klaren Himmel über dem Elune'ara zum Trotze.

Sorgenvoll hing ihr Blick an der südlichen Bergkette und beobachtete die dunkle Wetterfront, die über die gesamte Breite ihres Sichtfeldes an den Gipfeln klebte. Unfähig diese zu überwinden, türmten sich grauschwarze Wolken gegen das schützende Bollwerk aus Stein, Eis und Schnee, zuckten grelle Blitze durch das Dunkel und entluden ihren Zorn an den nördlichen Hängen Winterquells.

In weniger als 2 Stunden, sollten die Späher zu den Stützpunkten im Hyjal aufbrechen, um heraus zu finden, an welchem Hirschlauf angekommen war und vielleicht Hinweise darauf, wohin er sich von dort aus gewandt hatte. Vorausgesetzt, die Unwetterfront hatte sich bis dahin ausgetobt.
Die steile Unmuts- und Sorgenfalte über ihrer Nasenwurzel vertiefte sich. "Verdammt", knurrte sie leise. "Die Zeit läuft uns davon."



Zuletzt von Altra am 24.10.12 12:58 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:58

Luthien, 04.01.2012

Die Wetterfront scheint an Kraft zu verlieren, doch es ist immer noch viel zu gefährlich. Sie zu umfliegen wäre möglich, doch ein enormer Umweg. Tut mir leid, Schwester Nachtfeder, ich wünschte, ich hätte bessere Neuigkeiten für Euch." Sie nickte leicht und schenkte dem Kaldorei ein Lächeln. "Das wünschte ich auch, Bruder. Lasst mich wissen, sobald es sicher genug ist, dass wir den Flug wagen können."

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:58

Luthien, 11.01.2012

Hyjal, 10. Nacht des 1. Mondes

Sorgenvoll hing ihr Blick an den Silhuetten der beiden Sturmkrähen, die sich schnell in Richtung der Berge entfernten.
Nur ungern teilte sie die Gruppe auf, doch wenn Windherz und Eisklaue tatsächlich diesen Weg genommen hatten, gab es keine schnellere Möglichkeit dies heraus zu finden und... ihnen Unterstützung zukommen zu lassen, sollten sie Probleme bekommen haben. Es war das einzige Ziel, das Sinn machte.
'Verdammt', dachte sie ärgerlich. Warum sind sie so ein Risiko eingegangen, anstatt auf den Rest der Gruppe zu warten? Warum hatten sie noch keine Rückmeldung gemacht?

Ein unangenehmer Druck in der Magengegend liess sie die Fänge blecken. Das, was als so harmlose, beinahe trivial erscheinende Nachforschung nach einem etwas schusseligen, vermissten Historiker begonnen hatte, entwickelte sich immer mehr zu einem handfesten Fall, der ihr mittlerweile mehr als nur ein wenig Kopfschmerzen bereitete.

Sie wandte den Kopf und blickte zu Shoeyna, die auf ihrem Säbler abwartend zu ihr herübersah. Wortlos nickte Luthien der Jüngeren zu, wandte den Säbler und die beiden Kaldorei machten sich auf den langen Landweg.



Zuletzt von Altra am 24.10.12 17:36 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:59

Gaomee, 11.01.2012

Unter Schmerzen hob sie den Kopf und bewegte ihn zur Seite. Ihr Blick blieb an der Gestalt des schlafenden Kaldorei haften, der so nah neben ihr lag, dass sie nur die Finger hätte ausstrecken müssen, um ihn zu berühren.

Immer noch hier..., dachte sie mit einem Ansturm von Verzweiflung. Die Geräusche des Windes, der an der scharf geschwungenen Felswand herabsauste und ihre Kleidung verwehte, stach ihr unangenehm ins Gesicht. Sie hatten zwischenlanden müssen und an mehr konnte sich die Druidin nicht erinnern. Sie war auf den Stein gefallen und dann war da nur noch Dunkelheit gewesen.

Beinahe hätte ich uns umgebracht...

Der Gedanke ließ sie schaudern und sie betrachtete die Silhouette des Druiden neben sich mit einem Gefühl von Scham und Betroffenheit.
Ilvun hatte die Augen geschlossen. Gaomee legte den Kopf zurück auf ihre Arme, ohne jedoch den Blick von seinem reglosen Gesicht abzuwenden. Es tat ihr weh, ihn zu sehen. Und dass sie die Ursache dafür war, verstärkte dieses Gefühl umso mehr. Ob er überhaupt ahnte, wie knapp es gewesen war, dass sie diesen Kultisten entkommen waren?
Sie senkte den Blick und schloss die Augen.

Nein, er wusste es nicht. Er glaubte es zu wissen, doch das eigentliche Dilemma hatte ihn nicht mehr erreicht. Wie auch. Es war alles so schnell gegangen. Vielleicht hatte er es nicht einmal bemerkt.
Das letzte, was er von ihr erfahren hatte, war, dass man sie zur Druidenweihe vorgeschlagen hatte. Doch welcher Druide verlor die Beherrschung über eine seiner Gestalten?
Sie vergrub das Gesicht in ihrem Ellbogen und versuchte das Brennen zu ignorieren, dass die plötzliche Bewegung in ihrer Seite auslöste.

"Lass uns hier verschwinden", hatte er geknurrt und seine Gestalt gewandelt. Aber sie hatte gezögert. Ein Moment, der sie das Leben hätte kosten können.

Sie erinnerte sich nur zu gut daran, was sie gedacht hatte, bevor sie sich in die Säblergestalt verwandelt hatte.

Vielleicht sollte ich besser die Krähe nutzen...

Ein Vielleicht, dass sie nicht umgesetzt hatte. War es das Gefühl der Sicherheit gewesen, dass seine Anwesenheit in ihr auslöste. Das Wissen, dass ihr ehemaliger Shando bei ihr war? Oder war es der irrsinnige Wunsch gewesen, ihm zu gefallen? Ihm zu zeigen, dass seine einstige Schülerin erwachsen geworden war? Dass sie es verdiente Druidin zu sein?

Du Närrin..., eine schöne Druidin bist du...

Sie hatte gespürt, dass sie die Kontrolle verlor, in dem Moment, als die Gruppe der Kultisten vor ihnen aufgetaucht war. Sie hatte den intensiven Geruch ihres Blutes wahrgenommen, hatte gewusst, dass sie sterblich waren. Es war ein Drang gewesen, sich auf sie zu stürzen, wie sie ihn selten erlebt hatte. Mehr noch, es hatte sie selbst in Erregung versetzt. Sie hatte sich von den Instinkten des Tieres mitreißen lassen und hatte dabei nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, sondern viel schlimmer noch – das Leben eines Freundes.
Sie unterdrückte ein Schluchzen. Doch dann öffnete sie ruckartig die Augen. Ein Gedanke hatte sie eiskalt berüht und sie streckte beinahe hastig die Hand aus, um den Druiden am Hals zu berühren, dort, wo das Leben pulsierte. Als sie fühlte, dass sein Puls regelmäßig schlug, sackte ihre Hand kraftlos auf den Stein.

Er lebt...

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 12:59

Luthien, 17.01.2012

Müde trat sie aus dem Lazarett, stemmte die Handballen gegen die Hüfte und streckte mit einem leisen Ächzen den Rücken durch, dehnte den Kopf ein paar mal zu jeder Seite. Etwas in ihrem Nacken knackte hörbar.
Sie blickte auf ihre Hände, dann an sich hinunter und setzte sich beinahe mechanisch Richtung See in Bewegung, während ihre blutverschmierten Finger an den Schnallen der Armschienen herumnestelten. Durch das Wurzelwerk des genesenden Nordrassil, spiegelte sich hier und da das erste Morgenlicht auf dem Wasser.

Diese Nacht war so lang wie anstrengend gewesen. Sowohl Hainläufer, als auch Waldmond und Sommereiche waren während ihrer notwendigen Rast beim Hain der Aessina zu ihnen gestoßen. Eisklaue und Windherz verletzt aber sicher bei Nordrassil, von den Dryaden erfuhren sie, dass am Vorabend drei verletzte Verteidiger aufgenommen und später ebenfalls zum Stützpunkt nach Nordrassil gebracht wurden. Also war die Gruppe über den Luftweg dorthin zurück gekehrt.

Sie fanden nur noch einen der Verteidiger, wohl den am schwersten verletzten, im Nordrassil-Lazarett vor und erfuhren, dass die anderen beiden zur Mondlichtung weiter gereist waren. Für eine Befragung des Verletzten war jedoch zunächst keine Zeit. Zu angeschlagen war der Verteidiger und zu viel Blut hatte der Krieg in dieser Nacht gefordert.
Bis zum Morgengrauen waren Hainläufer, Sommereiche und sie selbst damit beschäftigt gewesen, die Heiler im Lazarett nach Kräften zu unterstützen.

Das klare, kühle Wasser schwabbte über ihrem Kopf zusammen, als sie untertauchte und für Momente regungslos verharrte, den gedämpften Geräuschen, dem leisen Glucksen und Gluggern des Wassers lauschend. Sie rieb sich die Hände und beobachtete, wie sich das Blut in dünnen rosa Schlieren löste. 'Blutmond'. Sie zog die Brauen zusammen im Gedanken an den alten Druiden und tauchte auf.
Noch immer konnte sie nicht glauben, dass der altehrwürdiger Shan'do ein falsches Spiel trieb. Sie wollte es nicht glauben, auch wenn die Hinweise auf eine mögliche Verstrickung sich mehrten. Es musste eine andere Erklärung geben. Nur welche?

Sie atmete tief durch und liess sich auf dem Wasser treiben, dankbar für die Kraft und Energie dieses Ortes, die körperlich spürbar war, sie umhüllte und wohltuend ihre erschöpften Kraftreserven auffrischte.



Zuletzt von Altra am 24.10.12 17:41 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:00

Luthien, 19.01.2012

Die Geräusche des Lagers wurden lauter. Sie hob den Kopf leicht an und blinzelte verschlafen in den kleinen Raum. Das Licht des späten Nachmittags drang durch die Ritzen der Vorhänge...obwohl viel war es nicht. Eher ein graues Zwielicht. Sie hörte das leise Trommeln von Regentropfen und das sachte Plätschern von Rinnsalen, die sich ihren Weg über das Dach suchten. Mit ein bißchen Glück, würde es etwas aufklaren, ehe sie zum Heiligtum des Malornes aufbrachen.

Brummend streckte sie sich und verzog das Gesicht ob des Protestes der steifen Muskulatur. Die Anstrengungen der letzten Nacht, die bis weit in den Vormittag gedauert hatte, forderten ihren Tribut und trotz der paar Stunden Schlaf fühlte sie sich, wie von einer Herde Kodos überrannt. Doch es nutzte alles nichts, es musste weiter gehen.
Den Informationen des verletzten Verteidigers zufolge, holten sie langsam auf und Hirschlauf war zu Fuß unterwegs. Wenn Elune ihnen gewogen war und die Reise zum Schrein ohne größere Zwischenfälle verlief, würden sie den Mann vielleicht endlich zu fassen bekommen.

Mit jähem Elan, setzte sie sich auf und fuhr mit allen zehn Fingern durch die nachtblauen Flechten. "Ja, Maeran...", brummte sie leise, "...lass mich dich in die Finger kriegen." Die krallenbewährten Hände formten sich vor ihrer Brust zu Klauen und würgten einen imaginären Hals.
Ein Grinsen liess sie die Fänge blecken und sie rappelte sich von ihrem Lager hoch.

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:00

Altra, 22.01.2012

"Abreise zum Schrein von Malorne" Die Jungdruidin nickt nur kurz, bemüht,die schweren Verbrennungen eines verwundeten taurischen Verteidigers zu behandeln. "Ich komme nach, Aufseherin. Bei den Nachforschungen werdet ihr mich nicht brauchen und unser Bruder hier braucht meine sofortige Hilfe. Schwester Tiala hat schwerere Verletzungen zu behandeln."

Müde senkt sie wieder den Kopf, um sich ihrer Arbeit zuzuwenden. Solche schweren Verletzungen hatte sie das letzte Mal bei der Schlacht um den Schwarzen Tempel gesehen und damals waren ihre Pflichten andere. Sie war nicht so nahe mit dem Leiden der Verwundeten in Berührung gekommen. "Würde dieser verfluchte Krieg gegen Ragnaros je ein Ende nehmen?"
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:00

Luthien, 23.01.2012

Sie fühlte die Anstrengung ihres Freundes, der doppelte Last trug. Noch immer schlugen die Schwingen des großen Hippogryphen in gleichmäßigem Rhythmus, doch nicht mehr mit der Leichtigkeit wie noch zu Beginn der Reise. Zum Glück würden sie ihr Ziel bald erreicht haben.

Unter ihnen zog Winterquell dahin und schon kam die Bergkette nahe, welche die Grenze nach Mondlichtung darstellte. Weniger als ein halbes Stundenglas, so schätzte sie, dann würden sie Nachthafen erreichen.

Sie zog den Mantel enger um sich und die Kapuze tiefer in das Gesicht. Es würde gut sein, in die Wärme zu kommen und doch... was würde sie erwarten? Eine neue Wand? Wieder mehr Fragen als Antworten? Was, wenn sie ihn wieder verpassten?
Sie hatten auf Hirschlauf aufgeholt, jedoch nicht so viel, wie sie gehofft hatte. Knapp zwei Tage war er ihnen immer noch voraus, das hatten sie am Heiligtum des Malorne erfahren. Ein Wunder, dass er es überhaupt bis dorthin geschafft hatte. Zu dumm nur, dass er es in dem vorherrschenden Chaos irgendwie geschafft hatte, an einen Hippogryphen zu kommen und Richtung Norden davon war.

Die Luft wurde wärmer, als Kal'Nor den letzten Gipfel überflog und in einen langsamen Sinkflug auf Nachthafen überging.
Wieder nagten die Zweifel und Fragen an ihren müden Gedanken. Was, wenn sie sich geirrt hatte? Was, wenn er doch nicht dort war? Oder schon wieder fort? Was, wenn sich der schlimme Verdacht bewahrheitete? Sie sah den Hippogryphenhorst näher kommen... bald würde sie es erfahren.

Der Brustkorb Kal'Nors hob sich und rauschend verwirbelten seine Flügelschläge die Luft unter ihnen, als der Hippogryph zur Landung ansetzte.

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:01

Luthien, 25.01.2012

Cenarius Adore, Shan'do Hainläufer

Wir haben Nachthafen ohne Zwischenfälle erreicht. Vor Ort erfuhren wir, dass der Hippogryph vom Malorneschrein alleine im südlichen Gryphenhorst ankam. Das Tier weist starke Verletzungen auf. Nach einer ersten Behandlung und einer Kontaktaufnahme seitens Bruder Eisklaue, können wir davon ausgehen, dass Hirschlauf die Route über den Teufelswald genommen hat.
Den Eindrücken zufolge, die Bruder Eisklaue gewinnen konnte, gab es aus ungeklärtem Grund eine Zwischenlandung in einem stark felverderbten Gebiet und einen Angriff von etwas wie einem "Schemen". Das Tier entkam um Haaresbreite. Was mit Hirschlauf weiter geschah ist unklar.

Die Bedenken, was die Rolle Shan'do Blutmonds angeht, mehren sich. Insbesondere wegen dieser uminösen Vollmacht. Der Gedanke an eine Verstrickung des Shan'do widerstrebt mir, doch sind die Ungereimtheiten nicht von der Hand zu weisen.
Mir sind die Hände gebunden. Wir haben keinerlei Rückendeckung im Augenblick und müssen unsere nächsten Schritte mit großer Umsicht vorbereiten.

Ein Einsatz im Teufelswald scheint unausweichlich, doch wir brauchen Unterstützung, vor allem zirkelintern, und wir müssen rasten. Seit 6 Tagen und Nächten sind wir fast ununterbrochen unterwegs. Eisklaue ist immer noch angeschlagen und auch Windherz und Waldmond sitzen ihre Verletzungen noch in den Knochen.

Ich hoffe, Ihr könnt bald nachkommen.

Ande'thoras-ethil
Luthien


Zuletzt von Altra am 24.10.12 17:45 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:02

Altra, 01.02.2012

Altra stolperte leise fluchend über eine Wurzel, während sie versuchte, den Heilzauber auf Maeran Hirschlauf aufrecht zu erhalten. Nichts grossartiges, nur der Versuch, ihn am Leben zu erhalten, bis ihre Gruppe den Verletzten zur Mondlichtung bringen konnte. Dennoch zehrte der Zauber an ihrer Kraft, sie selber war erst am Anfang ihrer Ausbildung und die Verderbnis des Teufelswaldes machte es ihr nicht leichter.

Und das Ziel schien auch nicht erstrebenswerter. War Dareius Blutmond ein Verräter oder nicht? Würden sie Hirschlauf doch noch in den Tod schicken? Und warum hatte der Schreiber versucht, sie vor dem Dämonenjäger zu warnen? Seit dem Aufbruch von Darnassus aus wurden die Fragen immer mehr.

Altra warf einen Blick auf die Trage und schob eine Knospe des Maguskönigskrauts unter ihre Zunge, um sich mental zu stärken. Weiter ging es.
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:02

Lothiriel, 01.02.2012

Leichten Fußes trat die Erzmagierin durch Darnassus. Noch immer in der Dunkelheit ihrer tiefsten Gedanken versunken, gefangen. Der Regen prasselte erbarmungslos auf sie herab, doch es kümmerte sie nicht. In der nähe der Enklave angekommen, blieb sie kurz stehen hob den Blick und dachte leis Wenn es weiter so viele Verluste gibt, werde ich wohl doch wieder mit Bruder Morgennebel in Kontakt treten müssen... Ein leises Seufzen entfuhr ihrer Kehle. Dort sind wir nun in einer Stadt die uns hasst und doch muss ich versuchen alles auszugleichen, was Thiuranel zerstörte, diplomatisch bleiben, ruhig bleiben, sachlich handeln. Im selben Moment fiel ihr wider ein, dass sie längst an ihrem Schreibtisch erwartet wurde. Neue Interressenten wollten eine Führung und verlangten nach der Leiterin der Mondgarde. Sie seufzte erneut und wendete sich zum gehen. Ein leichter Schauer durchlief sie bei dem Gedanken an all die Seelen, welche bei ihr nun Schutz und Wissen ersuchten.

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:02

Gaomee, 04.02.2012

Sie fühlte sich matt, als sie ihre Augen aufschlug und sich langsam auf dem Lager aufrichtete. Das geschäftige Treiben um sie herum sagte ihr, dass sie lange geschlafen haben musste.
Kein Wunder, dachte sie und setzte die bloßen Füße auf den angenehm, kühlen Stein. So müde, wie sie am Abend zuvor gewesen war...

Das Gute war, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, geträumt zu haben.
Ein erleichterndes Gefühl, wie sie zugeben musste. Die Nacht zuvor war grauenhaft gewesen. Immer wieder hatte sie sich in diesem engen, schwarzen Loch wiedergefunden,
in welchem der süßliche Verwesungsgeruch des Todes hing. Die scharfen Steine hatten ihre Haut aufgerissen und am Ende war alles über ihr zusammen gestürzt.
Sie fröstelte, als das Gefühl, keine Luft zu bekommen, sich in ihrem Geist materialisierte.
Nein, dann war es wirklich besser gar nicht zu träumen.

Etwas mühsam, aber dennoch mit dem Gefühl ausgeruhter zu sein, als am Vortag, kam sie zum Stehen und blieb einige Zeit einfach nur an Ort und Stelle.
Sie hatte lange nicht mehr bei einer Heilung geholfen, wie sie sich eingestehen musste.
Das Gefühl der geistigen Erschöpfung war ihr fremd geworden und doch fühlte sie Stolz. Einen Stolz, welcher der Überraschung gewichen war, die sie empfunden hatte, als sie den anderen von
ihrem Erfolg berichtet hatten.

Sie konnte sich an wenig von dem Gespräch erinnern, was sie geführt hatten, doch die Worte von Tantarek, als er ihr die Heilung der Wunden
zugesprochen hatte, waren ihr gegenwärtig. Sie hatte es im ersten Moment nicht glauben wollen.

Du musst dringend deine Fähigkeiten verbessern.

Nach dem Einsatz, so schwor sie sich, würde sie Ilvun bitten, sie wieder zu unterrichten und ihre Heilung verbessern. Sie sah auf ihre Finger, die als Einzige von Kratzern
verschont geblieben waren. Vielleicht sollte sie ihre Weihe noch einmal zurückstellen. Sie seufzte traurig. Aber welcher Druide konnte als solcher gelten, wenn ihm zwei der Grundlagen fehlten...
Ein Ausdruck von Trauer und Enttäuschung huschte über ihr Gesicht. Sie würde mit Bruder Morgennebel sprechen müssen, wenn sie aus diesem Einsatz zurückkamen.



Zuletzt von Altra am 24.10.12 17:46 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:03

Luthien, 08.02.2012

Das Kratzen der Feder auf dem Pergament verstummte. Prüfend huschte ihr Blick über die Abschrift, die nun vor ihr auf dem Tisch lag, verglich die Zeilen erneut mit jenen des Originals.


"Ich weiss nicht, ob diese Zeilen jemals gelesen werden und von wem. Aber mir bleibt keine andere Wahl, als zumindest den Versuch zu unternehmen, so der Nachwelt zu hinterlassen, was ich tun musste...und warum. Sollte ich scheitern, kann mein Werk vielleicht von jemand anderem fortgeführt werden.
Ich bin Maeran Hirschlauf, Schöngeist, Dichter, Historiker. Wie mein Name von künftigen Generationen ausgesprochen wird, hängt wohl davon ab, ob ich Erfolg habe...oder nicht.
Wahrscheinlich werde ich als Verbrecher in die Geschichte eingehen, da die Aufgabe, welche vor mir liegt, für einen Einzelnen nicht schaffbar ist, und doch muss ich es versuchen.

Er hat mich genarrt, mich geblendet. Er hat tausend Gesichter, liest meine Gedanken, wohl auch jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe. Aber ich muss mich wehren, kann nur niemandem mehr trauen. Silberwind, Mondblüte, Blutmond und so viele andere... er trägt ihre Gesichter und spielt mich wie ein Instrument. Er hat mich benutzt, und ich müsste eigentlich vor Schande vergehen. Ich kann mich niemandem anvertrauen, scheint er doch nicht alles herausgefunden zu haben. Aber nun weiss er, wo die Traumlilie zu finden ist. Ich muss einfach einen Weg finden, es zu verhindern...ich muss.
Elune vergib mir. Was ich im Begriff bin zu tun, wird mich unter meinesgleichen auf ewig als Verbrecher brandmarken. Doch ich habe keine andere Wahl. Er beobachtet mich."


Letztlich legte sie das Schreibgerät weg und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Widersprüchliche Gedanken und Empfindungen umwölkten ihre Stirn. Wem konnten sie noch trauen? Oder vielmehr...Wie sollten sie verhindern getäuscht zu werden? Wie sollten sie feststellen, ob ihr Gegenüber auch wirklich jeweils die Person war, für die sie sich ausgab? Wie sollten sie sich schützen?
Ihr Blick wanderte hinüber zu Elenya, die sich im Eingang der Unterkunft ausgestreckt hatte. Würden die empfindlichen Sinne der Tiere ausreichen, um eine Täuschung wahrzunehmen? Würde der Schutz, an dem Shan'do Malagar arbeitete, ausreichen? Sie atmete tief durch und versuchte die aufkommende Angst nieder zu kämpfen.

Zweifel nagten an ihr und ein unangenehmes Gefühl drückte auf ihr Gemüt: Schuld.
Die schockierenden Neuigkeiten hatten, trotz des Entsetzens, so etwas wie Erleichterung in ihr ausgelöst. Hier war endlich die Antwort auf all die Fragen, die in den letzten Wochen an den Grundfesten ihres Vertrauens in den Zirkel gerüttelt hatten. Doch durfte sie erleichtert sein, angesichts einer solchen Gefahr in ihren Reihen?
Und Maeran... schmerzlich verzog sie das Gesicht, im Gedanken an den so grausam Entstellten, der lebte und doch tot war...dessen zertrümmerter Geist sich so tief zurückgezogen hatte, dass niemand wusste, ob er je wieder auch nur im Ansatz zurückkehren würde.

Die kleine Kaldorei starrte vor sich hin. Die Haut über den hohen Wangenknochen spannte sich unter dem Mahlen ihrer Kiefer und stumm leistete sie dem Mann Abbitte, den sie noch vor wenigen Nächten am liebsten eigenhändig erwürgt hätte.
Respekt und Mitgefühl wallten nun in ihr, sowie ein Gefühl der Verbundenheit zu dem, der alles riskiert hatte. Wie schwer musste dieser Weg für jemanden wie Hirschlauf gewesen sein...und wie einsam.

Erneut fuhr sie sich mit der Hand über das Gesicht, straffte die Schultern und erhob sich. Sie musste die Nachricht an Morgennebel schicken und sich dann vorbereiten, ihren Geist zur Ruhe bringen, ehe die Gruppe morgen in den Teufelswald aufbrach. Sie brauchte einen klaren Kopf. Sie alle brauchten einen klaren Kopf und kontrollierte Gedanken.

Als sie aus der Unterkunft trat und sich auf den Weg zum Gryphenhorst machte, blieb ihr Blick an einem herab gefallenen Aushang hängen. Das leicht verwischte Antlitz Hirschlaufs blickte ihr von dem verwitternden Steckbrief entgegen. Im Vorübergehen klaubte sie das Papier auf, faltete es zweimal und steckte es in ihre Gürteltasche. "Ruh dich aus, Bruder...", murmelte sie leise. "Du bist nicht mehr allein."

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:03

Gaomee, 08.02.2012

Muster - verschlungen, in sich verwoben, unendlich.
Ein Geflecht von auseinanderstrebenden Fäden, die immer wieder zueinander fanden, um nicht viel später wieder ihrem sich windenden Weg zu folgen. Ein geordnetes Chaos von seltsamer Faszination, einem Tanze gleich.

Sie streckte die rechte Hand aus und strich mit den Fingerspitzen neugierig über die Linien, die vor ihr auf und ab wiegten. Sie hatte lange dagestanden und sie einfach nur angesehen, war mit den Augen diesem verwirrenden Pfad gefolgt, nur um wieder an einem völlig neuen Punkt zu beginnen. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie hier stand. Zeit schien an diesem Ort keinerlei Bedeutung zu haben.

Die Oberfläche der Fäden fühlte sich klebrig an. Ein wenig wie Harz und doch weicher. Ein seltsames, unwirkliches Gefühl, das ihre Haut kribbeln ließ. Mit Erstaunen zerrieb sie die Substanz zwischen ihren Fingern und betrachtete das grünliche Schimmern, das ihre Haut zierte.

"Interessant nicht wahr?", erklang hinter ihr eine dumpfe Stimme und ließ sie zusammen zucken.
Beinahe abrupt wandte sie sich um, doch da war niemand. Ihr Blick suchte die Umgebung ab. Nichts. Nur das fortlaufende Geflecht von Mustern, deren Bewegungen gleichmäßig andauerten.

Ein Hauch streifte ihren Nacken und ließ sie schaudern. Sie spürte eine Bewegung in ihrem Rücken.
Unendlich langsam, wie es ihr schien, drehte sie den Kopf. Eine schattenhafte Gestalt ragte direkt vor ihr auf, die Umrisse schienen zu zerfließen, so dass sie die genauen Konturen nicht zu fassen vermochte. Es war ihr unmöglich, eine genaue Form auszumachen. Das Einzige, was sie spürte, war der intensive Blick, der sie traf.

Sie setzte dazu an, etwas zu erwidern, doch ihre Lippen wollten sich nicht öffnen. Sie hatte das Gefühl, zu wissen, wer er war, doch die endgültige Erkenntnis verschloss sich ihr. Sie verspürte den verwirrenden Drang sich abzuwenden und fort zu laufen. Weg von dem, was ihr entgegen stand und dennoch stand sie still.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung. Einer der Fäden hatte sich aus den ineinander verwobenen Mustern gelöst und strebte auf den schattenhaften Umriss zu.
Unfähig sich zu bewegen, beobachtete sie, wie sich der Faden mit der Gestalt verband und ein neues Muster zu zeichnen begann. Je weiter er kam, desto mehr verdeutlichte sich der Körper vor ihr.
Sie erkannte ihn schon, lange, bevor das letzte Muster seiner Tätowierung vollendet war.
Außer ihrem eigenen, hastig gehenden Atem hörte sie nichts um sich herum. Doch sie sah...und sie fühlte die Aufmerksamkeit, die der Jäger ihr entgegenbrachte.
Sie versuchte zurück zu weichen, sich der morbiden Faszination zu entziehen, die von seiner Person ausging, doch es wollte ihr nicht gelingen.
Sie war gefangen.

Untätig sah sie zu, wie sich der Abstand zwischen ihnen verkleinerte. "Die Verderbnis darf keinen Platz in dieser Welt haben", dachte sie und versuchte ihre aufkeimende Angst zu unterdrücken, als
er dicht vor ihr stehenblieb. War sie nicht dazu da, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten? Was hatte Tantarek gesagt: "Feuer konnte man nicht mit Feuer bekämpfen." Es gab keinen Grund für seine Existenz.
Keinen Grund,....
Ihre Finger begannen zu brennen. Ein süßlicher Geruch drang in ihre Nase, ließ die Starre brechen, die auf ihr lag. Mit einem Stöhnen senkte sie den Blick. Die klebrige Substanz auf ihren Fingern pulsierte stetig. Noch während sie zusah, begann sie zu wandern, schlängelte sich schlangengleich über ihre Hand und darüber hinaus. Der faulige Geruch, den sie mit sich brachte, verstärkte sich und mit ihr kam der Schmerz, der sich in gleichem Maße, wie die Substanz ihre Haut überkroch, ausbreitete.

"Die Verderbnis kann nur mit Feuer bekämpft werden...", hallte es durch den Nebel aus Schmerzen zu ihr. Sie schrie vor Schmerz und Schreck auf...

...und öffnete ruckartig die Augen, den Hall des Schreis noch immer in ihrem Kopf hörend. Sich aufrichtend, tastete sie prüfend über ihre Hand und stellte mehr als erleichtert fest, dass sie sich anfühlte, wie immer.

Nur ein Traum.

Ihr erregter Atem ging ungleichmäßig. Sie glaubte noch immer den Geruch in der Nase zu haben, der erst am Tag zuvor wirklich gewesen war.
Sie schloss die Augen, fest, beinahe zukneifend, um so zur Ruhe zurück zu finden.

Nicht real., sinnierte sie in Gedanken und wusste doch, dass der heutige Tag eben diese Wendung bringen mochte. Sie mussten an den Ort der Verderbnis zurückkehren. Sie würden zusammen mit dem Jäger kämpfen, sich auf sein Spiel einlassen, von dem die älteren Druiden gesprochen hatten.

Aber hatten sie eine Wahl? Ohne ihn fehlten ihnen wichtige Informationen und Zeit hatten sie nicht mehr. Es gab so viele Dinge, die gelöst werden mussten. An die drohende Gefahr, die von dem Illusionisten ausging, wollte sie nicht denken.

Blinzelnd öffnete sie ihre Augen, starrte an die gegenüberliegende Wand, ohne die verzierte Maserung des dunklen Holzes wahrzunehmen. War es das alles wert, dass sie diesen Preis erbrachten? Sie fühlte sich hilflos und fragte sich, ob es den anderen auch so ging.

Informationen als Austausch für ein unersetzbares Bild einer Hochgeborenen. Was mochte der Zirkel sagen, wenn er erfuhr, was sie hier taten? Würden sie wirklich verstoßen werden? Zitternd sezte sie die Füße auf den Boden auf. Dieser Gedanke bereitete ihr beinahe noch mehr Angst, als die Gegenwärt des Jägers es vermocht hatte.

Manchmal wünschte sie sich mehr Erfahrung zu haben. Ein solches Wissen, wie es Tantarek oder auch Tyradon besaßen. Vielleicht hätte sie dann besser helfen können, hätte weitere Vorschläge gebracht, die zur Lösung des Problems beigetragen hätten. Sie hasste es, diese Unsicherheit zeigen zu müssen, vor allem, weil sie zeigte, wie jung sie letztendlich war. Gerade erwachsen und doch in manchen Situationen noch immer ein Kind. Ein Kind, das nicht in der Lage war, sich einem Jäger entgegen zu stellen, ohne Furcht vor ihm zu empfinden.

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:04

Gaomee, 10.02.2012

Die Schale mit dem dampfenden Tee ruhte in ihren Händen. Es war eine angenehme Wärme, behaglich und beruhigend. Ihre Handflächen schmiegten sich beinahe schützend um das dunkle, polierte Holz. Ein feiner Duft von Kräutern fand den Weg in ihre Nase und ließ sie tief die Luft einziehen.

Sie hatte sich auf ihrem Lager niedergelassen, die nackten Beine eng an den Körper gezogen und die schlanken Glieder um die Knie geschwungen. Ihre Kleidung lag sauber neben ihr zusammen gefaltet auf dem Boden. Der Wappenrock mit dem Baumstamm und den weitreichenden Zweigen der imposanten Krone lag obenauf. Ein Lächeln glitt über ihre beerenfarbenen Lippen, als sie das Symbol mit ihrem Blick streifte. Es stand für alles, was sie lieben gelernt hatte und der heutige Abend hatte ihr diese Tatsache bewiesen.

Ihr seid nicht allein. Wir bringen das gemeinsam zu Ende.

Die Worte Tantareks hallten in ihren Gedanken nach. Sie war überrascht gewesen, dass er sie nicht zurechtgewiesen hatte. Nach ihrem Verhalten ihm gegenüber war es das gewesen, was sie erwartet hatte, doch eine Entschuldigung…nein, damit hatte sie nicht gerechnet. Im Gegenteil. Er selbst schien nicht mehr sicher gewesen zu sein, was sein eigenes Verhalten betraf.

Es war gut, dass ich den Abend nicht allein verbracht habe…

Das Wissen, dass sie dies alles als Gemeinschaft bewältigten, machte ihr Mut. Es ließ die Furcht, die sie empfand, kleiner werden. Gestern noch war sie mit einem traurigen Gefühl von Nordrassil aufgebrochen, mit einer neuen Angst, die den bevorstehenden Einsatz für sie erschwerte: Das Bewusstsein darüber, ein Versprechen, das sie gegeben hatte, vielleicht nicht einhalten zu können oder schlimmer noch…die Erkenntnis darüber, dass beide Seiten nicht in der Lage waren, den Bruch ihrer Worte zu verhindern. Es lag nicht in ihrem Ermessen. Sie mochten noch so vorsichtig sein, manche Ereignisse ließen sich nicht vorausahnen.

Ihre Hände drehten die Teeschale, so dass die Flüssigkeit darin in wellenartige Bewegungen dem Rand entgegen stob.

Hör auf mit diesem Unsinn…, dachte sie wehmütig. Morgen wird sich zeigen, was uns erwartet. Dann kannst du immer noch Trübsal blasen…

Ihre Linke tastete über ihre Schulter, das Kinn kam auf ihrem Arm zum Ruhen. Wann hatte sie angefangen, so düster zu denken? War das der Preis des Erwachsenwerdens? Der Preis dafür, seine Taten plötzlich nicht mehr nur vor sich selbst rechtfertigen zu müssen? Die junge Druidin leerte ihre Schale und stellte sie beiseite. Es würde sich zeigen. Das waren Fragen, die sie an einem anderen Tag beschäftigen sollten.

Bevor ihr Kopf auf das Kissen sank und ihre Lider sich schlossen rief sie sich eine Erinnerung in ihr Gedächtnis zurück.

Nicht allein…

…und mit diesem Gedanken schlief sie ein
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:04

Altra, 13.02.2012

"NEIN!" Gellte der Schrei durch Altras Gedanken. "Nein!". Verzweifelt beugte sie sich über Bruder Eisklaue, der tödlich verwundet am Boden lag. Mühsam wob sie ihre Heilzauber, bemüht, die Wunden zu schliessen.

"Du hast versagt, Kind." flüsterte etwas in ihr. "Du hast wieder versagt. Versagt als Schildwache, versagt als Druidin, versagt als Kaldorei. Dein Shan'do wird sich enttäuscht von dir abwenden, wie deine Mutter es getan hat."

"Shan'do!" Der Ruf nach Hilfe drang über die blutgetränkte Lichtung, auf der eben noch ein Kampf gegen die Satyren getobt hatte. "Shan'do!" Alleine konnte sie die Wunden nicht schliessen. Nicht hier. Nicht mit dem Zweifel, der in ihr flüsterte "nutzlos, wertlos, unfähig, Frau. Konntest Du die Lehren von Shan'do Malagar so wenig anwenden? Ohne Dein Versagen würde Bruder Eisklaue nicht hier liegen."

Altra kämpfte mit den Tränen. Nicht jetzt. Später konnte sie weinen, dem Flüstern zuhören. Jetzt musste sie einen Bruder retten. "Bitte..oh bitte.."

Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:05

Gaomee, 13.02.2012

Dunkles, klebriges Blut benetzte ihr weißes Fell und verklebte es. Ihre Reißzähne gruben sich stetig in die nachgiebige Haut des Satyrn unter ihr und legten Gewebe und Muskeln frei. Es war wie ein Rausch, als hätte sie Blut geleckt. Und doch war es nicht der Instinkt des Tiers, der sie handeln ließ, sondern ihre eigene Wut. Was sie so rasend machte hätte sie nicht direkt beantworten können. Vielleicht war es die Tatsache, dass einer dieser Satyrn sie bei ihrem Spähflug beinahe mit seinem Zauber vom Himmel geholt hatte. Vielleicht das Wissen darum, wofür dieses Wesen stand. Vielleicht aber war es auch das verderbte Blut in ihrem Maul, dessen Geschmack sie an all das erinnerte, was hier geschah und sie unter normalen Umständen hätte würgen lassen.

Verliere nie die Kontrolle!, hatte ihr Shando ihr einst eingetrichtert und doch war sie in diesem Augenblick nahe daran, eben dies zu tun. Sie hörte nichts mehr, außer ihr eigenes Knurren, die schrillen Schreie des Satyrn unter ihr und das vereinzelte Knacken, wenn der Druck ihres Kiefers einen Knochen zermalmte. Es war, als sei sie nicht mehr Teil der Welt, die sie umgab. Es gab nur sie und ihn. Auch nachdem die gequälten Laute abgerissen waren, schlug sie noch einmal ihre Zähne in das Fleisch, ehe sie schnaufend und mit zitternden Flanken zurückwich, um ihr Werk zu begutachten.

Macht sie bewegungsunfähig., hatte es geheißen. Die Bärin bleckte die Zähne. Diesen Zustand konnte man getrost so benennen.

Langsam wandte sie den Kopf. Erst jetzt stellte sie fest, dass sie allein war. Ilvuns massiger Körper war verschwunden. Dort, wo er neben ihr gekämpft hatte, lag nur ein weiterer Satyrn, der dem Kampf unterlegen war. Ob er noch lebte oder nicht, konnte sie nicht sagen, doch so reglos, wie der da lag, war es wahrscheinlich, dass auch er tot war.

Sie wollte sich gerade zurückverwandeln, um nachzusehen, wo die anderen waren, als ein Ruck durch die Verbindung ging, die Tantarek und Altra über sie gewirkt hatten.
Irgendetwas erschütterte den Schutzzauber in solch einem Maße, dass Gaomee unwillkürlich aufstöhnte, als die Verderbnis, die sie umgab, auf sie einströmte. Mit dem Abreißen des Bandes drang der Schrei zu ihr, in dessen Ausdruck Schmerz und Überraschung gleichermaßen sich einten. Etwas an diesem Schrei ließ sie innehalten, denn er kam ihr bekannt vor.

Plötzlich von Furcht ergriffen setzte sie sich in Bewegung und preschte an der großen Wurzel vorbei, die ihr zuvor Schutz geboten hatte. Ihre Pranken wühlten das Erdreich auf, als sie sich mit kraftvollen Sprüngen der Gruppe vor sich näherte. Sie sah Tyradon hinter einer Wurzel Schutz suchen. In der Art, wie er sich bewegte, sah sie, dass er verletzt war.
Ihre bernsteinfarbenen Augen ruckten herum. Sie erfasste einen hochaufragenden Satyrn, dessen Präsenz so gewaltig war, dass sie lauthals aufbrüllte. Ihr eigenes Brüllen ging in dem des Bären vor ihr unter, der eben gerade auf den Satyrn zustürmte, um diesen mit seiner vollen Kraft anzugreifen. Aus dem Augenwinkel sah sie zwei Pfeile heran preschen, die jedoch dem Satyrn nicht nahe kamen. Tantarek kniete in der Nähe im Gras. Sein Gesichtsausdruck zeigte Schrecken. Dicht in der Nähe bemerkte sie eine liegende Gestalt.

Altra.

Gerade wollte sie sich ihr zuwenden, als sie spürte, dass sich vor ihr etwas änderte. Etwas in der Natur des Ortes geriet aus den Fugen. Sie sah den Schattenblitz kommen, bevor er sich aus den Klauen des Satyrn materialisierte. Dann schien die Zeit still zu sehen.

Wie ein unheilvoller Blitz flackerte der Schatten auf. Voller Entsetzen sah sie, wie das Gesicht des Satyrn sich zu einem boshaften Lächeln verzog und seine Krallen sich in das Fell des Bären vor ihm versenkten. Es gab einen Ruck, ein Regen von Blut und Fell stob in feinen Wellen in alle Richtungen davon. Beinahe lautlos prallte der Leib des Bären zurück und kam mit einem dumpfen, endgültigen Geräusch auf dem verderbten Boden zum liegen. Noch im Fall verschwammen die massigen Züge und schrumpfen auf die leblose Gestalt des Kaldorei zusammen.

„NEIN!“

Ihr Vorwärtskommen kam ins Stocken. Sie bemerkte nicht einmal, dass sie laut geschrien hatte und sich zurückwandelte. Mehr stolpernd, als laufend, rannte sie auf die leblose Gestalt des Druiden zu und ließ sich neben ihm ins Gras fallen. Mit Entsetzen glitt ihr Blick über die tiefen Wunden, die an manchen Stellen das weiß des Knochens freilegten.
„Nein…nein…Ilvun…nein…“, murmelte sie mit verzweifelter Stimme und starrte bewegungsunfähig auf das schreckliche Bild, das sich ihr bot.

Ein Schatten legte sich über sie. Als sie den Kopf hob, sah sie in Altras Gesicht, die ebenso entsetzt, wie sie zuvor, auf den Druiden herunter sah.

Tu doch was…

Ihre Gedanken überschlugen sich. Ihre Sicht verschwamm, als Tränen in ihre Augen stiegen. Ein anderes Bild suchte sich den Weg aus ihrem Gedächtnis nach vorn: eine andere Kaldorei an einem anderen Ort, deren Körper von schweren Brandwunden gezeichnet war.
Die junge Druidin zog mit einem plötzlichen Schluchzen die Luft ein.

Nicht er auch noch…

Nur langsam kehrte sie in das Jetzt zurück. Aus den weiblichen Zügen wurde das Gesicht ihres ehemaligen Shandos, bleich und verzerrt.

„Nimm das Samenkorn des Goldenen Samsans und gib es ihm…“

Nur mühsam drangen die Worte zu ihr hindurch und doch reagierte sie, beinahe mechanisch. Immer wieder zu Ilvun blickend, begann sie die Ledertasche zu durchwühlen. Ihre Finger zitterten so sehr, dass sie erst nach mehrmaligem Suchen das geforderte Samenkorn zu Tage fördern konnte. Erst beim zweiten Ablauf gelang es ihr, das Korn in den Mund des Kaldoreis fallen zu lassen


Zuletzt von Altra am 24.10.12 17:48 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:05

Luthien, 14.02.2012

Das Brüllen fuhr ihr durch Mark und Bein...mehr noch, schien die gesamte Lichtung bis in ihren letzten, verseuchten Winkel und sogar die Luft unter dem Zornesschrei des Drachen zu erzittern. Des...Drachen?

Ungläubig starrte sie mit schreckgeweiteten Lichtern auf den schattenhaften Koloss, der sich in einiger Entfernung und doch viel zu nah materialisiert hatte. Dort, wo kurz zuvor noch die Silhouette des Anführers der Kultisten gewesen war.
Hatte sie bis vor wenigen Augenblicken noch geglaubt, ihr Widersacher wäre "nur" ein etwas sehr aufgeputschter Kultistenhexer, so zerstob diese Hoffnung gerade wie Nebel in der Mittagssonne und machte für Momente schierer Panik Platz.

Weg, nur weg...

Das dunkle Wort, das sie getroffen hatte forderte trotz des Gegenzaubers seinen Tribut. Jede Faser ihres Körpers schien vor Schmerz bersten zu wollen, als sie nun jäh Bewegung in ihre schreckerstarrten Muskeln und Luft in ihre Lungen zwang. "LAUFT!" schrie sie, in dem verzweifelten Versuch sich aufzurichten.
"IN DIE BÄUME!" mischte sich der Schrei Shoeyna's mit ihrem eigenen. Wenige Augenblicke später fühlte sie sich gepackt und auf die Füße gerissen, stolperte an der Seite der Jüngeren in Richtung des Hanges, der durch die Bäume und hinab zum Whisperwindhain führte, bis ihr Schritt sich stabilisierte.

Aus den Augenwinkeln sah sie Tantarek laufen, ein weißgefleckter Schatten schoss links an ihr vorbei Richtung Hain. Sie fühlte den Schritt Shoeyna's, die sich hinter ihr hielt und das Schnaufen des Bären zeigte ihr Gaomee an.
In der Bewegung fühlte sie wie der Schmerz langsam nachließ und sie die Kontrolle zurück gewann... doch blieb jeder Schritt eine Qual.

Erneut erschütterte das ärgerliche Brüllen des Drachen den Wald. Nicht umdrehen! Ihr Blick richtete sich nach vorne, klammerte sich an die gesunde Baumgrenze des Hains, die nun zum Greifen nahe kam.

Komm schon! - Trieb sie sich selbst an - Wir schaffen es... wir müssen... Beweg dich!



Zuletzt von Altra am 24.10.12 17:49 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:06

Gaomee, 16.02.2012

Vorsichtig strichen ihre Finger über das verzerrte Gesicht und an der Wange des Verletzten entlang, ehe sie die Hand sinken ließ. Das alles erschien ihr so unwirklich und doch wusste sie, dass dies hier die Realität war. Sie hörte den heftigen Atem der anderen, das knarzende Leder von Altras Tunika, als diese sich vorbeugte, um eine der Wunden an der Brust des Druiden zu berühren. Alles klang laut und unheimlich durch die Stille, die ihr erst jetzt auffiel. Es schien, als wäre die Welt verstummt, als würde sie den Atem anhalten, um mit anzusehen, wie es weiterging.
Angstvoll richtete sich ihr Blick auf die Kaldorei ihr gegenüber, die ihr möglichstes tat, um die Wunden zu behandeln.

Er kann nicht sterben…er darf einfach nicht.

Die beiden Gedankengänge erschienen ihr lachhaft. Wer war sie, dass sie darüber zu entscheiden hatte? Müsste nicht sie es besser wissen? Gerade sie, die tagtäglich den Lauf der Natur beobachtete? Und doch schwirrten sie unaufhaltsam durch ihren Kopf, als wollten sie dadurch das Geschehen beeinflussen. Sie fühlte sich hilflos, einfach untätig hier zu sitzen und nicht in der Lage zu sein, irgendetwas zu tun. Ihre Augen schlossen sich. Vielleicht konnte sie Altra auf andere Weise helfen.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte sie Ruhe in ihr erregtes Gemüt zu bringen. Ihr Herz schien zerspringen zu wollen, so sehr klopfte es. Nur langsam gelang es ihr der Konzentration einen Weg in das Chaos ihrer Gefühle ermöglichen und auf die Energie zu zugreifen, die in ihrem Körper pulsierte. Sanft, aber so schnell, wie es ihr möglich war, lenkte sie diese in Altras Richtung, in der Hoffnung, sie möge etwas damit anfangen können. Immer wieder musste sie neu beginnen, bis der Strom endgültig zu versiegen drohte.

So nützt du niemandem…konzentrier dich.

Noch einmal sog sie die erdige Luft ein, deren bitterer Geschmack eindeutig darauf verwies, wo sie sich befanden. Doch es funktionierte. Das Rauschen in ihren Ohren nahm ab und sie glaubte sich am Ziel. Erleichtert wollte sie aufatmen und ihren Geist endgültig mit Altras verbinden, als eine Windböe sie erfasste und eine Dunkelheit mit sich führte, die sie einhüllte. Das unmittelbare Gefühl von Boshaftigkeit in seiner reinsten Form drang auf sie ein. Es war so greifbar, dass sie in einem Anflug von Panik die Augen aufriss und den Kopf in die Richtung wandte, aus der das Empfinden kam.
Vor ihr wich Elenya mit flach an den Kopf angelegten Ohren zurück und auch der Wolf Shoeynas hatte die Rute tief zwischen die Hinterläufe geklemmt, die Augen angstvoll aufgerissen.

Sie spüren es auch. Was…ist das?

Mit einem Schwanken kam sie auf die Beine. Sie brauchte nicht lange zu suchen, um zu erkennen, dass sich ihnen etwas näherte. Nein, nicht etwas, sondern eine breite auseinander gefächerte Linie, die aus Menschen und Kaldorei gleichermaßen bestand. Ihre Kleidung überließ nichts dem Zufall, was ihre Herkunft anging. Sie gehörtem dem Schattenhammer an. Und in ihrer Mitte. Ein eisiger Schauer ließ ihre Glieder erbeben, als ihre Augen den Hünen erfassten. Er war der Ausgangspunkt dessen, was an dunklen Gefühlen auf sie einströmte. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, es wurde von einer Maske verdeckt. Doch hinterher würde sie sich an die rubinroten Augen erinnern, deren Glühen zwischen dem Sehschlitz zu sehen war.

Sie bemerkte erst, dass sie zurückwich, als sie gegen Ilvuns Körper stieß. Neben ihr brachte irgendjemand ein ersticktes Keuchen zustande. „Bereitet euch auf einen schnellstmöglichen Rückzug vor.“ Niemand schien dagegen etwas sagen zu wollen. Ihre eigenen Sinne schrien danach, auf der Stelle kehrt zu machen und eine möglichst große Distanz zwischen sich und diese Gestalt zu bringen. Sie mussten hier weg und zwar so schnell, wie möglich. Aber wie sollten sie das bewerkstelligen? Ilvun war dem Tode näher, als allem Lebenden. Selbst, wenn sie ihn trugen boten sie genügend Ziel. Vor ihr hob Shoeyna den Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Im selben Moment hob der Hüne inmitten der Gruppe seine Hand und machte eine beiläufige Handbewegung, als wolle er ein lästiges Insekt verscheuchen. Ein vielstimmiger Schrei erklang, als seine Begleiter sich nach vorn warfen und wie auf ein Zeichen vorstürmten. Der Klang, der von den Felsen wiederhallte, ließ sie erstarren.

„Bringt ihn hier weg…“, hörte sie sich selbst sagen. Ihre Stimme klang belegt. Sie trat einen Schritt nach vorn und ließ sich auf alle Viere fallen. Noch in der Bewegung verschwammen ihre Umrisse, wuchsen und wurden massiger. Sie wusste nun, was sie zu tun hatte. Wer, wenn nicht diejenigen, die beinahe unverletzt geblieben waren? Irgendjemand musste den Anderen Zeit verschaffen, so wenig es auch sein mochte.

Nun geht schon…, flehte sie innerlich und trottete mit erhobenem Schädel neben die Jägerin, an deren Seite sie kurz den Kopf rieb. Aufmunternd? Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat. Vielleicht brauchte sie selbst das Gefühl, nicht allein zu sein. Stumm wandte sie dann den Schädel nach vorn, blickte starr der heran rollenden Masse entgegen. Sie sah den Hünen sich abwenden. Plötzlicher Zorn wallte in ihr auf.
Er macht sich nicht einmal die Mühe zu sehen, ob wir kämpfen. Aus ihrem Maul drang ein tiefes, kehliges Knurren. Sie waren für ihn nicht mehr, als Nichts. Ich kriege dich., schwor sie sich in diesem Augenblick und engte die Augen. Und wenn es das letzte war, was sie tun würde. Ihr bernsteinfarbener Blick schien sich in den Rücken der Gestalt brennen zu wollen, hätte er es vermocht...

Der Hüne ging weiter, doch etwas löste sich von ihm. Es war wie ein kurzes Wabern, das ihn umgab. Unmerklich und doch sichtbar kehrte sein Schatten um. Gaomee stockte. Sie konnte nichts anderes tun, als den herankommenden Schemen anzusehen. Eine eisige Hand griff nach ihr. Der kalte Atem von Angst. Als wäre das kein Hindernis, trat der Schatten durch die Reihe von Heranstürmenden auf sie zu. Erst jetzt wurde ihr klar, dass nur noch er sich bewegte. Alles um sie herum war in seiner Bewegung eingefroren. Nichts regte sich. Kein Wind, kein Laut. Es war, als existierte die Welt um sie nicht mehr, als sei die Zeit stehen geblieben…

Sie selbst konnte nichts anderes tun, als zu starren. Der Schatten verharrte vor ihr, ehe er sich herabbeugte und auf sie herabsah. Eine Welle von Hass und Finsternis, die alles Leben verspotteten, schlug über ihr zusammen und ließ sie gequält aufstöhnen. Auch, wenn sie gewollt hätte, so war sie nicht in der Lage irgendeine Bewegung zu machen. Sie war gelähmt. Mit weit geöffneten Augen schien aller Zorn unbändiger Furcht gewichen zu sein. Als der Schatten verschwand und die Geräusche ihrer Umgebung wieder auf sie eindrangen, blinzelte sie. Unfähig den Schatten aus ihren Gedanken zu verbannen, traf sie die einzige Entscheidung, die ihr Erholung versprach: Die Flucht nach vorn.

Mit einem Brüllen warf sie sich den ersten Kämpfern entgegen, die in die Reichweite ihrer Pranken gerieten. Den Ruf Tantareks, dass sie sich zurückziehen sollte, konnte oder wollte sie nicht wahrnehmen. Der Schatten beherrschte noch immer ihre Gefühle.

Sie spürte heißen Stahl, der durch ihre Flanke durch das Fell in ihr Fleisch stieß. Der brennende Schmerz, den die Verletzung auslöste, stachelte sie noch mehr an und ließ sie wild um sich schlagen. Immer mehr Schläge drangen zu ihr durch, auch, wenn manche ihr dichtes Fell nicht zu durchdringen vermochten. Doch für jeden, der fiel, schien ein neuer zu kommen. Sie musste sich eingestehen, dass es zu viele für sie waren.

„Ihr sollt SOFORT zurückkommen, VERDAMMT!“

In Tantareks Stimme schwang schlecht unterdrückter Ärger mit. Erst jetzt warf sie einen Blick zurück. Shoeyna und sie waren beinahe eingekreist. Hastig begann sie den Rückzug und versuchte die Jägerin zu beschützen, indem sie ihren Leib vor ihren drängte. Sie erhaschte einen Blick auf den langsam davon gehenden Mann.

Auch, wenn du gehst…., irgendwie….irgendwie werden wir es schaffen. In ihren Gedanken schwang eine Zuversicht mit, die der Schatten ihr beinahe genommen hatte. Immer weiter wich die Bärin zurück. Ihre Pranken konnten nur schwer Schaden anrichten, aber zumindest hielten sie die Angreifer auf Abstand.

Unter ihr begann die Erde zu beben und sie machte einen Satz zurück. Armbreite Ranken drängten sich aus dem dunklen Boden und wuchsen dem Himmel empor. Die Angreifer, die nicht mehr rechtzeitig bremsen konnten, rannten in das tiefe und dornige Geäst hinein. Erleichterung durchfuhr die junge Druidin. Sie wandelte sich zurück und kam neben Tantarek zum Stehen. Erst jetzt bemerkte sie, dass dieser mit weit aufgerissenen Augen in die Richtung hinter den Dornenranken blickte. Ihre unausgesprochene Frage nach dem Grund wurde durch ein ohrenbetäubendes Brüllen beantwortet. Der Laut ging ihr durch Mark und Bein. Sie kannte diese Art von Brüllen und es weckte in ihr düstere Erinnerungen. Erinnerungen an Tod und Feuer.
Mit schierem Entsetzen sah sie, wie der Drache den langen, schmalen Schädel hob. Die ledernen Schwingen kraftvoll zur Seite gereckt. Erst, als sich die Schwingen eng an den Körper legten und dieser auf sie zu zustürmen begann, wich ihre Lähmung.

„IN DIE BÄUME!“
„LAUFT“

Zwei verschiedene Stimmen und doch benötigte sie keine weitere Aufforderung, um sich umzudrehen und so schnell sie es vermochte, den anderen zu folgen.
Nach oben Nach unten
Altra

Altra


Anzahl der Beiträge : 1031
Anmeldedatum : 12.07.11
Alter : 57
Ort : Köln

Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime24.10.12 13:06

Altra, 28.02.2012

Respekt.

Was ist Respekt?

Wie erwirbt man ihn? Wer hat ein Recht auf ihn?

Altra starrte ins Feuer.

Shan'do Malagar hatte ihren vollsten Respekt. Wie sie ihm ja schon gesagt hatte, seltsamerweise durch seine Mühen als ihr Lehrer und weniger seine Leistungen als Druide. War das Respekt? Oder die Liebe einer Schülerin zu einem verehrten Lehrer?

Sprecher Morgennebel respektierte sie auch. Oder hatte sie nur Angst vor ihm? War das wirklich Respekt?

Shan'do Hainläufer. Ein schwieriger Fall. Er war ein hochrangiger Druide. Respektierte sie ihn? Ja. Sicher. Aber warum? Einfach nur, weil er Druide war?

3 hochrangige Druiden, die sicher alle Respekt erwarteten und alle aus dem selben Grund: Sie waren mächtige Druiden. Dennoch fühlte sie für alle unterschiedlich. Seltsam.

Was war mit anderen Personen?

Die Mutter? Nein! Niemals! Oder..sollte sie die Leistungen der Schildwache respektieren, aber das Versagen als Mutter nicht? Wie trennt man so etwas?

Wächterin Elistrea Sturmsang? Das war jemand, der Respekt fordern würde. Verdiente sie Respekt? Für ihre Leistungen? Sicher. Für ihr Verhalten? Sie zeigte ja selber keinen Respekt vor anderen. "Mädchen". Altra war sicher jung, aber auch kein Kind mehr. Kann man Respekt verlangen, wenn man selber andere nicht respektiert?

Altra wendete den Kopf, als die Mulitreiberin, die vorhin fast ertrunken wäre, im Schlaf stöhnte. Verdiente sie Respekt? Sie machte ihre Arbeit gut. Aber sie war weder Schildwache, noch Druidin, noch Priesterin. Sie war, wie die Wächterin es ausdrücken würde, von einer niederen Kaste. Verdiente sie Respekt? Altra atmete tief durch.

Shoeyna. Laut. Respektlos. Würde Respekt nur gewähren, wenn sich eine Person diesen erarbeitete. Respektierte Altra sie? nein. Und dennoch machte auch sie ihre Arbeit sicher gut.

Altra starrte ins Feuer.

Respekt.

Was ist Respekt?

Wie erwirbt man ihn? Wer hat ein Recht auf ihn?

Sie wusste keine Antwort auf ihre Frage.
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte





Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Kleine Geschichten aus dem Zirkel   Kleine Geschichten aus dem Zirkel - Seite 7 Icon_minitime

Nach oben Nach unten
 
Kleine Geschichten aus dem Zirkel
Nach oben 
Seite 7 von 17Gehe zu Seite : Zurück  1 ... 6, 7, 8 ... 12 ... 17  Weiter
 Ähnliche Themen
-
» Eine kleine Delegation
» Kleine Anmerkung am Rande

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Archiv Smaragdzirkel :: Das Tor des Zirkels :: Der Lesesaal-
Gehe zu: